Einen Kaffee trinken mit den White Angels

Hi Miteinander,

ich wache auf. Heute geht alles relativ schnell und geordnet. Wir müssen vor der Abfahrt noch Mari´s Kette nachstellen. Mari macht das selber und ich assistiere dabei wenn Sie Hilfe benötigt. Frühstück fällt heute auch ganz ok aus. Es ist ca. 10:30 bis wir fertig sind mit allem und fahren um 11 Uhr los.

Es wird wieder ein sonniger Tag mit ein paar Wolken am Himmel. So sieht es jedenfalls aus. Durch die Stadt auf die kleinen Landstraßen. Sie sind kurvig und schon älter. Es gibt Risse und Unebenheiten, jedoch genau das richtige für unsere Maschinen. Wir fegen nur noch so über den Asphalt. Wir wollen heute Strecke machen. 250km sind angesetzt.

Aus dem Waldstück heraus kommen wir in eine größere Stadt vor der Grenze zu Bulgarien. Ich versuche irgendwo her eine Gaskartusche zu bekommen, denn es wäre schon mal wieder geil warm zu essen.

Uns spricht vor dem Einkaufsmarkt ein 50 jähriger Mann an. Er möchte gerne mit uns Kaffee trinken. Ich meinte das wir das gerne machen, jedoch würde ich erst nach der Kartusche suchen. Er bejahte und meinte das er sich in das Cafe setzt und wartet.

Ich ging ins Einkaufshaus und leider gibt es in Serbien nur Stechkartuschen und diese sind auch noch speziell. So das man sogar den Brenner von Ihnen kaufen muss. Dies meinte eine Verkäuferin. Naja also nur noch kalt erst mal. Ein bisschen geknickt gehe ich raus und wir setzen uns zusammen zu dem Herrn.

Mir fiel jetzt erst das White Angels Logo auf. Wir kamen sehr schnell ins Gespräch. Wir redeten über Beziehungen, Leben und die Hell´s Angels. Er hat mehrere Exfrauen und Kinder für die er zahlen muss. Er war früher mal in Dänemark und hat dort eine KFZ Firma gehabt. Nun ist er zurück und arbeitet hier weiter, da die Pension aus Dänemark nicht reicht. Seine Maschine ist ein Trike. Mit einem vergrößerten Käfermotor. 1500ccm richtig geiles Teil. Viele ChromeTeile glänzen in der Sonne während wir den Kaffee schlürfen.

Wir wollen zahlen und möchten Ihn einladen, jedoch lehnt er ab und möchte bezahlen. Die Gastfreundschaft ist einfach Hammer. Ich wünsche Ihm alles gute in seinem Leben und vielleicht trifft man sich wieder. Wir würden uns sehr freuen.

Wir sitzen wieder auf und fahren weiter Richtung Grenze. Es ist eine kleine Grenze von Serbien nach Bulgarien. Wir werden schnell abgefertigt und fahren weiter. Die Landschaft wird nur noch zur Monokultur. Eigentlich sieht man ausser Anbaugebiete nichts. Es ist schon schön, aber man weiss halt auch was das für den Boden bedeutet. Felder in Deutschland sind ein scheiss dagegen. Sie erstrecken sich über Kilometer weit das selbe Feld. Man sieht auch viele moderne Sorten die angepflanzt werden. Durch Ihre Markierungen an der Straße. Industrielle Landwirtschaft im grossen Stil mit den dementsprechenden Riesenmaschinen. Wenn die entgegen kommen heisst es äusserst rechts ran fahren und hoffen, dass es reicht.

Wir haben uns die Grenze von Vidin zum Ziel gesetzt für die Überfahrt nach Rumänien und fahren über die riesige Donaubrücke. Sehr pompös. Leider nirgends ein Punkt wo wir auf Ihr anhalten können. Die Aussicht ist wunderschön. Wir stehen erst mal im Grenzstau an dem wir uns vorbeischlängeln. Das ist schon cool als Motorradfahrer wird man immer bevorzugt ;).

Bei dem 3.5t der vor uns am Grenzpfosten steht dauert es ein wenig länger. Er ist scheinbar leer aber die Grenzpolizistin ist nicht die einzige die kontrolliert hier. Ihr Chef kommt raus und macht das alles noch mal. Wir stehen brav in der Sonne und warten. Aber wir sind gut drauf und machen Scherze. Jetzt sind wir an der Reihe. Und ab durch die Schranke.

Wir fahren in Rumänien. Total krass. Das geht alles so schnell. Es geht über Acker und Flur Richtung einer kleineren Stadt in der wir Geld holen. Am Geldautomat steht ein älterer Herr der uns direkt anspricht und versucht mit uns zu reden. Es ist echt Wahnsinn wie teilweise die Leute freundlich auf einen zukommen. Mari holt Geld und der ältere Herr redet mit mir ;) lol. Wir verabschieden uns -leider habe ich nichts verstanden was er mir sagen wollte.

Und jetzt kommts - wir fahren von Ort zu Ort was hier wirklich so im km Takt ist. Du beschleunigst auf 90 km/h Landstraße 3km Ort. Dort sind alle so freundlich und winken uns zu als wären wir die Queen. Wir winken zurück. Aus der Ortschaft heraus. 90km/h Landstraße, 3km später Ortschaft, winken ;). Es ist echt schön aber nach der 6. Ortschaft tut mir langsam meine Hand weh. Die arme Queen ich weiss jetzt endlich wie sich das anfühlen muss.

Es wird langsam dämmrig und Mari fährt ungern wenn es dunkel wird. Es ist auch sehr gefährlich. Denn hier fährt man zwar in Klammern "gesittet", aber teils ohne Licht und man erkennt auch die Leute und Tiere nicht auf der Fahrbahn, ausserdem sind viele Pferdefuhrwerke unterwegs. So wollen wir mal schauen wie weit wir kommen. Es wird immer dämmriger und ich suche auf dem Weg eine Möglichkeit zu übernachten, da wir aber an der Donau entlang fahren ist es schwierig einen Platz zu finden, der geschützt, menschenverlassen und kein Sumpf ist.

Wir schaffen es doch noch den Campingplatz vor dem Sonnenuntergang zu erreichen. Tja aber wie soll es auch anders sein. Das gute OSM Map hat wieder einen Campingplatz gefunden der geschlossen ist. Naja aber dafür gehört uns heute Nacht alles.

Mari baut unser Zelt auf und ich kümmere mich um das Essen. Es gibt lecker Salat und Brot und Humus und ein wenig Wurscht. Zum Schluss noch jeder zwei Schluck Raki aus der Plastikflasche vom Motorrad Reparateur.

Es fährt eine Polizeikontrolle vorbei. Wir grüßen freundlich, Sie grüßen zurück. Sie fahren die Donau entlang. Wahrscheinlich um illegale Einwanderung oder Geschäfte zu unterbinden. Die Sonne geht ganz unter und wir sitzen bei den Sternen und trinken Raki und Wasser.

Wir legen uns ins Bett und machen die Augen zu. Ich bin kurz vorm wegdösen als ein Auto bei uns vorbeifährt. Es hält in der Nähe von uns an. Man hört 3-4 Männer die leise Ihre Türen öffnen und schließen. Sie reden. Wir verstehen kein Wort. Hmm. Shit. Wir ziehen uns schnell an ich nehme das Messer. Mari schnappt sich zwei Glasflaschen. Ich sage Ihr, sie soll sich verstecken, was sie tut. Ich gehe unter die Laube und verharre in der Dunkelheit. Ich warte darauf, dass Sie kommen. Denn wir sind echt am Arsch der Heide und was sollte man hier suchen. Es passiert nichts. Man hört immer mal wieder ein Geräusch und Fußtritte die in den Wald gehen. Wir entschließen uns, auf die Hauptstraße zu gehen. Dort warteten wir knapp eine Stunde. Es passiert einfach nichts. Aber das ist gut so.

Wir gehen langsam und mit Bedacht wieder zum Zelt. Wahrscheinlich sind Sie auch nur müde und haben sich hingelegt. Am nächsten Tag ist das Auto weggefahren. Also scheinbar echt nur Leute die übernachtet haben. Puhh.

Liebe Grüße
Mari + Franky


Kommentare

Dominik hat gesagt…
Tolle Tour. Bin dieses Jahr auch noch im Balkan unterwegs und hoffe auf neue Begegnungen. Bei dir scheint ja jeder Tag ein neues Highlight zu sein :) Ich wünsche dir noch eine reparaturfreie fahrt.

Grüße
Dominik
Frankys Motorrad Reisen hat gesagt…
Hi Dominik,

das ist die richtige Entscheidung. Ich kann nur sagen das es wirklich gut tut zu reisen. Es ist schwer für mich wieder zurück zu gehen.

Es ist so das wenn man immer arbeitet und sagt das man morgen lebt und nicht heute, dann wird nie etwas passieren.

Wenn man auf der Straße ist oder irgendwo auf der Welt unterwegs ist jeder Tag ein Abenteuer.

Ich wünsche Dir auf deiner Balkantour alles erdenklich gute. Geh positiv in die Geschichte und versuch die Sprache von den Leuten im Land zu sprechen und du wirst sehen das jedes Land sowas von hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend sind.

LG
Franky

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